Früh- und Neugeborene können Beatmungsgeräte benötigen, wenn sie Schwierigkeiten haben selbstständig zu atmen oder unter Atemproblemen, sowie Atemerkrankungen leiden. Damit ein Beatmungsgeräten funktioniert, gibt es verschiedene Eigenschaften für das Atemgas zu berücksichtigen:
- Sauerstoff,
- Temperatur und
- Feuchtigkeit.
Zudem gibt es noch die Eigenschaft des Beatmungsdrucks, den
- Flow und
- PEEP.
Diese werden auf den Intensiv- oder IMC-Stationen im Krankenhaus an den Bedarf der Säuglinge angepasst.
Die Eigenschaften des Atemgases sind am einfachsten zu verstehen. Sauerstoff wird fürdie Atmung benötigt. In der Atmosphäre haben wir mindestens 21% Sauerstoff, abhängig von den Umweltbedingungen. Wenn ein Baby Schwierigkeiten hat, ausreichend Sauerstoff aufzunehmen oder Kohlendioxid abzugeben, kann ein Beatmungsgerät helfen. Das Gerät ermöglicht es, den Sauerstoffgehalt im Blut zuerhöhen und den Kohlendioxidgehalt zu senken.
Dann gibt es noch die Temperatur, diese ist bei den Säuglingen meist auf 37°C am Beatmungsgerät eingestellt. Ihr müsst euch vorstellen, wenn kalte Luft in euch hineinströmt, ist euch sicherlich auch kalt. Daher wird bei den Beatmungsgeräten bei Früh- und Neugeborenen immer die Luft angewärmt.
Genauso ist es mit der Feuchte, die Luft, die einströmt, wird mit destilliertem Wasser angefeuchtet, so ist sie dann nicht zu trocken. Durch das Anfeuchtender Luft wird verhindert, dass die Atemwege austrocknen und zusätzliche Reizungen verursacht werden. Eine angemessene Luftfeuchtigkeit hilft auch, Schleim in den Atemwegen zu lockern und die Atmung zu erleichtern.
Die Eigenschaften des Beatmungsdrucks sind der Flow und PEEP. Der Flow bezieht sichauf den Fluss oder die Geschwindigkeit, mit der die zugeströmte Luft durch das Beatmungsgerät in die Lunge des Babys gelangt. Der Fluss wird in Litern pro Minute (l/min) gemessen und wird auf die Bedürfnisse des Babys eingestellt. Diese Einstellungen sind unabhängig von der Schwangerschaftswoche des Kindes, also ob der Säugling in der 23. Schwangerschaftswoche (SSW) oder 34. SSW zur Welt kommt. Die Einstellungen sind abhängig von Frühgeburtlichkeit und weiteren Erkrankungen, die das Kind aufweist (z.B. BPD, Atemwegsinfektionen, angeborene Anomalien, ..).
Der PEEP bei Beatmungsgeräten steht für "Positive End-Expiratory Pressure"(Positiver endexspiratorischer Druck, der Druck, der nach dem Ausatmen in der Lunge aufrechterhalten wird). Er hält die Lungenbläschen offen und verbessert die Sauerstoffaufnahme.
- Sauerstoffbrille: Eine Sauerstoffbrille wird verwendet, um dem Baby Sauerstoff oder den Flow zuzuführen. Sie wird in die Nasenlöcher des Babys platziert und kann bei leichten Atembeschwerden helfen.
- CPAP (Continuous Positive Airway Pressure): Beim CPAP wird dem Baby kontinuierlich ein leichter Überdruck verabreicht, um die Lungenbläschen (Alveolen) offen zu halten. Dadurch wird die Atmung unterstützt. Der Überdruck wird durch eine Maske, welche über Nase oder Nase und Mund des Babys ist, verabreicht.
- nCPAP (nasal Continuous Positive Airway Pressure): Ähnlich wie der CPAP, wird auch bei nCPAP ein Überdruck über eineNasenmaske verabreicht, allerdings in geringerer Intensität als bei CPAP. Dieser ist wie der Name schon sagt, nur über oder in der Nase.
- NIV-NAVA (Non-Invasive Ventilator Neurally Adjusted Ventilatory Assist): Hierbei handelt es sich um eine Form dernicht-invasiven Beatmung. Das Beatmungsgerät erkennt die Atmung des Babys undpasst den Druck entsprechend an. Es dient als Unterstützung bei der Atmung und atmet bei Bedarf des Babys auch für ihn/sie mit. Das bedeutet, wenn es mal einen Atemaussetzer haben sollte, gleicht das Gerät diesen aus und macht für ihn/sie den Atemzug. Dieses Gerät ist in einem Rhythmus eingestellt, wenn also das Baby einen langen Atemaussetzer hat (eine sogenannte Apnoe), benötigt es auf jeden Fall medizinisches Personal und ev. auch weitere Unterstützung (wie einer Stimulation), damit das Baby auch wieder mit atmet.
- Intubation: Bei dieser invasiven Methode wird eine endotracheale Tube in die Atemwege des Babys eingeführt, um assistierte Beatmung zu ermöglichen. Die Intubation kann nasal oder oral erfolgen. Auf den Neonatologien ist der Tubus aber meist nasal (in der Nase), damit es z.B. oral (im Mund) durch eine Magensonde ernährt werden kann. Hier wird die Atmung des Babys vom Gerät übernommen.
Beatmungsgerätekönnen helfen, die Atemarbeit des Babys zu erleichtern und den Sauerstoffgehalt im Blut zu erhöhen. CPAP, nCPAP und NIV NAVA unterstützen das Baby dabei, eigenständig zu atmen, während bei der Intubation das Beatmungsgerät die Atmung vollständig für das Kind übernimmt.
Die Dauer der Beatmung hängt von den individuellen Bedürfnissen und der medizinischen Situation des Babys ab. Einige Babys benötigen nur für kurze Zeit Unterstützung, während andere möglicherweise über einen längeren Zeitraum beatmet werden müssen. Die genaue Dauer wird von den medizinischen Fachkräften anhand der Fortschritte des Babys und den Ergebnissen von Untersuchungen und Tests festgelegt. Die kann aber selbst in der Routine vom Personal schwer vorausgesagt werden, da jedes Baby individuell ist.
Wenn Babys die Atemunterstützung erhalten, ist es wichtig, Zustandsänderungen aufmerksam zu beobachten. Wenn sich der Zustand des Babys verschlechtert, wie z.B. lange Atemaussetzer, Veränderungen der Hautfarbe (blass oder bläulich) oder Erbrechen sollten die Eltern dies umgehend dem medizinischen Personal melden. Es ist wichtig, dass die Krankenpflegepersonen und Ärzt*innen über alle Veränderungen informiert sind, um angemessen reagieren und notwendige Maßnahmen ergreifen zu können.
Als Eltern könnt ihr euer Baby während der Beatmung unterstützen, indem eine enge Verbindung aufgebaut wird und dadurch Sicherheit und Nähe vermittelt werden. Sanfte körperliche Berührungen und Konakte, Geschichten erzählen oder auch nur die Anwesenheit, sind für die Säuglinge eine große Unterstützung. Beteilige dich aktiv anden Pflegerunden, durch z.B. Wickeln, aus dem Bettchen nehmen oder ins Bett legen, auch beim Ernähren mithelfen, soweit es natürlich möglich ist. Selbstverständlich erhalten die Eltern Unterstützung bei der Betreuung ihres Babys und werden nicht allein gelassen. Es sind immer Pflegepersonen und Ärzt*innen an den Stationen um sich um eure Babys zu kümmern.
Beatmungsgeräte können für Säuglinge, Frühgeborene und Neugeborene lebensrettend sein. Die verschiedenen Arten von Beatmungsgeräten bieten Unterstützung für die Kleinen. Eltern sollten sich engagieren, sich informieren und mit dem medizinischen Personal kommunizieren, um ihr Baby bestmöglich während der Beatmung zu unterstützen. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern, medizinischem Team und anderen Fachkräften ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit des Babys.
Dieser Blog ist aus Erfahrungen, die ich auf der Neonatologie durch meine jahrelange Arbeit mit den Babys gemacht habe, geschrieben und soll nur als Information und Richtwert dienen. Nicht jedes Kind ist gleich.
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